Geschichte der Hansestadt eng mit Kaufmannschaft verbunden

Jahresköste mit Bundespräsident a.D. Dr. Joachim Gauck gefeiert

 

Die diesjährige Festveranstaltung der Jahresköste der Kaufmannschaft zu Rostock stand am 12. Oktober 2018 ganz im Zeichen des 800. Jubiläums der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und der 25. Köste, die die Rostocker Kaufleute seit ihrer Neugründung 1994 nach alter hanseatischer Tradition feierten. Mit Rippenbraten, Gelagespruch, Reden zur geistigen Erbauung und der großen Spendensammlung für soziale und kulturelle Projekte in der Stadt. 50.000 Euro kamen an dem Abend im Steigenberger Hotel Sonne zusammen, zu dem als Ehrengast Bundespräsident a.D. Dr. Joachim Gauck geladen war.

Als Öllermann begrüßte Prof. Dr. Tobias Schulze die Gäste zunächst im Rathaus und stellte dabei fest, dass es den Menschen in der Stadt „wohl noch nie so gut wie heute“ ging. Die Geschichte der Hansestadt Rostock sei immer eng mit dem Schicksal der Kaufmannschaft verbunden gewesen, erklärte der Rostocker Rechtsanwalt. Ging es den Kaufleuten gut, wuchs und entwickelte sich die Stadt. Die anwesenden Unternehmer hätten einen gewichtigen Anteil daran, dass Rostock heute so attraktiv sei und könnten darauf stolz sein, betonte Prof. Schulze. Das freie Unternehmertum erschöpfe sich aber nicht allein im Streben nach wirtschaftlichem Erfolg, sondern übernehme auch gesellschaftliche Verantwortung. Das finde im starken sozialem Engagement seinen Niederschlag. „Der Blick für den Menschen neben uns, für seine Sorgen und Nöte ist Teil der uns gegebenen Freiheit“, betonte Prof. Schulze.

 

Die Festrede der 25. Köste hielt Dr. Joachim Gauck im Kreise der Kaufleute im Hotel Sonne. Er würdigte den Citoyen, den Bürger, der in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt und dieses mitgestaltet. Nach Jahren der „Einübung des Gehorsams“ zu Zeiten der DDR gäbe es jetzt auch im Osten Deutschlands das „kostbare Gut der Eigenverantwortung“ und gelebtes Unternehmertum. „Wir können wir selber sein“, meinte Gauck und forderte dazu auf, sich in die Gesellschaft einzubringen. Es bedürfe keiner Führerschaft, um Menschen Freude, Wohlstand und Recht zu geben. Derzeit begegne man in Deutschland viel Verdruss über die Zustände, die liberale Gesellschaft durchlebe eine Krise. Deshalb sei es wichtig, mitzutun und nicht alles Politische zu verachten. Schaue man sich die Gesellschaft an, dann müsse man feststellen, dass es noch nie einen Zustand gab, in dem es Deutschland besser ging. „Das ist das beste Deutschland, das wir je hatten“, betonte Gauck.

 

Die Aufgabe, die Wirtschaftssituation in Rostock zu bewerten, fällt jeweils dem 1. Schenken der Köste zu. Tobias Blömer, Firmenchef von „Die Rostocker Wurst- & Schinkenspezialitäten“, zeichnete ein Bild von Rostock als der „Perle an der Ostsee“ und dankte dem Oberbürgermeister für sein Engagement. Blömer vergaß aber auch nicht, auf anstehende Herausforderungen hinzuweisen. Er forderte ein modernes Verkehrskonzept für Rostock und warnte vor „grünen Ideologen“, die ein Verkehrschaos in der Stadt provozierten. Zudem benötige Rostock ausreichend bezahlbaren Wohnraum, genügend Kita-Plätze, ein breites Kulturangebot und eine „Landmarke“ in Warnemünde als attraktives Eingangstor zur Hansestadt.

Oberbürgermeister Roland Methling freute sich über den Zuspruch der Kaufleute und verwies darauf, dass sich der Schuldenberg der Stadt in seiner Amtszeit zu einem Guthabenkonto gewandelt hat. Die Stadt sei nicht kaputtgespart worden, sondern es sei in wichtige Projekte kräftig investiert worden. Methling räumte ein, dass die Entscheidungsfindung nicht immer leicht sei, zum Beispiel schlössen sich Forderungen nach einem kostenlosen Schülerticket und einem 100-Millionen-Euro-Theater aus.

 

Durch die Jahresköste werden in diesem Jahr zwei Großprojekte unterstützt, die die Weltoffenheit der Hansestadt nach außen tragen. 40.000 Euro erhält die Deutsche Seemannsmission Rostock e.V., die einen hervorragenden sozial-diakonischen Dienst leistet und Seeleute aus aller Welt auf das Herzlichste in der Hanse- und Universitätsstadt begrüßt und ihnen einen Anlaufpunkt bietet. Ebenfalls 40.000 Euro werden den Rostocker Seenotretter von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) zuteil, die zuständig für den Such- und Rettungsdienst bei Seenotfällen sind und sich aus freiwilligen Zuwendungen finanzieren. Mit dem Geld der Rostocker Kaufleute werden die Wartungsarbeiten an dem Seenotkreuzer ‚Vormann Jantzen‘ ermöglicht, der derzeit in Bremen auf der Werft überholt wird. Der Seenotkreuzer wurde 1990 in Dienst gestellt und in Warnemünde getauft. Rostocker kennen die „Vormann Jantzen“, weil sie Stammgast der Warnemünder Woche und der Hanse Sail ist. Die 50.000 Euro aus dem Spendenergebnis des Abends werden aus dem laufenden Haushalt der Kaufmannschaft aufgestockt.

 

Nach altem Brauch tagten die Kaufmänner unter sich. Die Frauen waren nach dem gemeinsamen Empfang beim Oberbürgermeister der Hansestadt zu einem kulturellen Damenprogramm eingeladen. Sie feierten im Theater des Friedens mit der Rostocker Band „Die Herren“ und ließen die 1920er Jahre Revue passieren. Anschließend traf man sich zum gemeinsamen Ausklang des Abends zu einem frisch gezapften Köstebier im Hotel Sonne.

 

Weitere Infos: www.jahreskoeste.de